Nach der Begrüßung der ca. 30 Interessierten, die sich im Alten Bahnhof Steinebach eingefunden hatten, versprach die Bürgermeisterkandidatin Christel Muggenthal einen sehr sehenswerten Film, der allen, die sich mit dem aktuellen Thema “Ansiedlung des Aldi-Logistikzentrums in Wörthsee” beschäftigen, Denkanstöße bieten würde.
Sie hatte auf keinen Fall zu viel versprochen: Der Dokumentarfilm von Meinhard Prill nahm drei Gemeinden unter die Lupe, die von der Einwohnerzahl mit Wörthsee vergleichbar waren. Das Beispiel Ergolding bei Landshut an der AB 92 zeigte, welche Gefahren lauern können: Das Gewerbegebiet startete viel versprechend, BMW war eine der ersten Firmen, die sich niederließen und Arbeitsplätze boten, doch mittlerweile ist daraus eine riesige gesichtslose Ansammlung von Discountern, Fast-Food-Restaurants und weiteren Billiganbietern mit entsprechendem Parkplatzangebot entstanden, die nur wenige Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor anbieten. Die Gemeinde hat ihre Einwohnerzahl nahezu verdreifacht.
Die Gemeinde Himmelkron in Oberfranken mit 3.500 Einwohnern drohte fast auszusterben, innerörtliches Gewerbe verschwand nach und nach, junge Leute zogen weg, Zuzug bestand kaum. Da erschien die Idee, die Anschlussstelle an der AB 9 und die vielen billigen Grundstücksflächen rundherum als Gewerbegebiet auszuweisen, als rettende Idee für den Bürgermeister. So entstand ein Gewerbegebiet mit dem Charme eines Geisterdorfs, das außer den üblichen Möbeldiscountern, Super- und Baumärkten und sogar über eine Autobahnkirche von fragwürdiger Ästhetik und einen Hofladen mit Streichelzoo, die “Frankenfarm”, verfügt. Doch für die Gewerbetreibenden sind dort keine Goldgruben zu erwarten, wie das Beispiel eines Tankstellenbesitzers zeigte.
Am interessantesten für Wörthsee war das Beispiel Weyarn an der Salzburger Autobahn. Die 3.400 Einwohner zählende Gemeinde weigert sich mitsamt Gemeinderat, Bürgermeister und Bewohnern, ein Gewerbegebiet auszuweisen und widerstand bislang allen Verlockungen. Dafür hat sie ihre Ursprünglichkeit und Schönheit bewahren können. Innerörtliches Gewerbe und ein Dorfladen lassen den Ort lebendig und lebenswert erscheinen.
In der sehr ruhigen und sachlichen Diskussion im Anschluss meldeten sich sowohl Fürsprecher des Aldi-Logistikzentrum wie der CSU-Bürgermeisterkandidat Josef Kraus als auch Stimmen, die nach diesem Film sehr nachdenklich geworden waren und allen Anwesenden nahelegten, sich gut zu überlegen, wo Wörthsee hin will, mit welchen Konsequenzen für Natur und Umwelt zu rechnen ist und wie wir uns unsere Gemeinde in 30 Jahren vorstellen. Niemand wir d garantieren, dass das Logistikzentrum unangebunden stehen bleibt. Die Argumente gegen weitere Gewerbeansiedlung in der Nachbarschaft werden dadurch schwerer aufrechtzuerhalten sein.
Die SPD Wörthsee plant weitere Film-Themenabende, wird diese zukünftig aber mit einem längeren Vorlauf ankündigen.
Für alle, die keine Zeit hatten, zum gestrigen Filmabend zu kommen: Am Sonntag, den 10. November wird der Film von Meinhard Prill in BR alpha um 15.45 Uhr wiederholt.
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